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Zum 250. Geburtstag (1766-2016) wird nachstehender Telfer Persönlichkeit gedacht:

       Dr. Aloys (Alois) Weissenbach

Portrait Aloys Weissenbach

Arzt, Professor und Dichter,
geboren in Telfs, Tirol, am 1. März 1766,
gestorben in Salzburg, am 26. Oktober 1821.
Eine kurze Lebensskizze, entworfen nach den authentischen Akten
über den Dichter im Museum Ferdinandeum zu Innsbruck.

In zweiten Band der Ehebücher des Pfarrarchives in Telfs ist Seite 142 unter 19. Mai des Jahres 1744 eingetragen (in deutscher Übersetzung):
In der Kirche des heiligen Petrus zu Telfs verehelichte sich der ehrsame Eustachius Weissenbach, ehelicher Sohn der ehrsamen Eheleute Kaspar Weissenbach und Anna Nater, mit der züchtigen Jungfrau Margaretha Schlurg, ehelicher Tochter der Eheleute Michael Schlurg und Ursula Steinegger in Thaur, getraut von Hochw. H. Joh. Petrus Miller. Als Zeugen standen bei: Peter Rattacher und Rupert Härting, Wirt dahier."
Eustachius war Gerichtsdiener in Telfs und wohnte in dem Hause des gegenwärtigen Herrn Bürgermeisters Franz Rimml.
Dieser Ehe entsprossen 5 Kinder. Margaretha starb bereits am 11. Aug. 1753. Eustachius vermählte sich ein zweitesmal am 12. Aug. 1754 mit Anna Maria Weissenbach, Tochter des Laurentius Weissenbach und der Maria Jennewein. Die Ehe war gesegnet mit 10 Kindern, von denen das siebente

Aloys (Alois) WEISSENBACH
geboren am 1. März 1766

seiner Heimat Telfs zum grössten Ruhme gereichen sollte.
Der kleine Alois besuchte die Dorfschule, der aufgeweckte, talentvolle Knabe empfand gar bald den Drang nach „etwas Besserem“, liess sich im Kloster seiner Heimat in Latein vorbereiten und nahm mit 9 Jahren beherzt Abschied vom elterlichen Hause. Seine liebe Mutter - so erzählt er selbst - geleitete ihn ein Stück Weges bis zum „Wiesenkapelle“. Da drückte ihm das besorgte Mütterlein mit zitternder Hand und tränenvollem Auge noch ein Kreuz auf die Stirne und dahin gings nach Innsbruck an das Gymnasium der Franziskaner. Der muntere Telfer-Studio war immer der erste unter seinen Studiengenossen. Zweimal war ihm das Glück beschieden, aus den Händen der Tochter Maria Theresias, der Erzherzogin Elisabeth, Prämien in Empfang nehmen zu dürfen. Gelegentlich des feierlichen Einzuges dieser Prinzessin in Innsbruck gab der 13-jährige Knabe sein erstes Gedicht in Druck! Daraus schöpfte Weissenbach jene Liebe und Begeisterung zu Österreich und dem Hause Habsburg, die er zeitlebens bei jeder Gelegenheit offen zum Ausdruck brachte. Rasch verstrich die „Rosenzeit seines Daseins“, die Gymnasialjahre. Er widmete sich nun an der Universität zu Wien dem medizinischen Berufe und ging dortselbst mit 22 Jahren als Unterarzt hervor, trat als solcher in den Militärdienst und machte in dieser Eigenschaft den Türkenkrieg und die französischen Feldzüge bis 1799 mit. Weissenbach war Zeuge der Belagerungen von Schabacz, Berbir und Belgrad und wohnte den Gefechten und Schlachten bei Valenciennes (1793), Maastricht (1794) und Novi (1799) bei. Die Erinnerung an diese Zeiten war dem Arzte stets eine erhebende. “Mit Vater Laodon bin ich ausgezogen“, pflegte er oft mit Stolz zu sagen. Da auf den Schlachtfeldern wurde der Arzt zum tapfern Kriegsmann, aus der Feuertaufe der Geschosse und Kanonen ging er hervor als einer der besten und ersten Freiheitssänger, so dass Adolf Pichler den Weissenbach als vollkommen ebenbürtig an die Seite der übrigen deutschen Freiheitssänger, eine Alxinger, Collin, Denis und Arndt stellt, ja sogar sagt,dass Weissenbach sie alle an Schwung der Sprache übertreffe. Das deutsche Volk, das Haus Habsburg und sein Vaterland Tirol stehen stets im Mittelpunkte seiner Lieder und Gesänge. Zum Schönsten,was Weissenbach gedichtet, zählen:
Das gerettete Tyrol", eine Verherrlichung des Sieges der Tiroler bei Spinges und Aicha, dann „Tirols Dank“, seiner Majestät Franz II. und seinem guten, edlen treuem Volke gewidmet, und „Das Lied von Tyrol“.
1804 nahm Weissenbach Abschied vom Heere er war überarbeitet. Sein Herr und Kaiser ernannte den tüchtigen Arzt und deutschen Dichter zum Zeichen Allerhöchster Anerkennung zum Professor an der medizinischen Fakultät in Salzburg. Die hier geschlossene Ehe mit Aloisia von Dornfeld, Beamtenstochter aus Linz, war zwar überaus glücklich, aber kinderlos.
In den Gelehrten und Künstlerkreisen Salzburgs war Professor Weissenbach tonangebend. Ein Gedicht folgte dem andern. Es waren meist Gedichte an das Herrscherhaus oder andere Fürstlichkeiten, Gedichte, deren Verständnis oft akademische Bildung voraussetzten. Das ist der Grund, warum der Dichter nie volkstümlich, populär wurde und so in Vergessenheit geriet.
Im Jahre 1809 wagte sich Weissenbach an ein grösseres Werk: „Der Brautkranz, Trauerspiel in 5 Aufzügen“. Er legte das Manuscript desselben gar dem deutschen Dichterfürsten Goethe zur Begutachtung vor. Goethe antwortete in einem mit eigener Unterschrift gefertigten Briefe vom 5. März 1809, in dem er den gemütlichen Ton des Stückes besonders hervorhebt. Das Stück ging anno 1810 am Hofburgtheater in Wien, dann in Graz und Salzburg unter grossem Beifall über die Bühne. Der Dichter verfasste noch zwei andere, grössere Werke: „Die Barmeciden“ ein orientalisches Schauspiel in fünf Aufzügen und „Glauben und Liebe", Trauerspiel in drey Aufzügen.
Salzburg kam 1805 unter bayrische Herrschaft. Mit innerlichem Widerstreben beugte sich Weissenbach dem fremden Joche. Auch sein neuer Herr war mit ihm überaus zufrieden und verlieh dem Professor wegen eifriger Tätigkeit in den Militärspitälern die bayrische Civil Verdienstmedaille.
An der Völkerschlacht in Leipzig nahm Weissenbach den regsten Anteil und verherrlichte den Sieg der Verbündeten mit dem Gedichte „Der heilige Augenblick“, etwas vom Besten und Schönsten, was über diese Heldenschlacht geschrieben und gedichtet worden. Dem Sieger von Leipzig, FM. Fürst von Schwarzenberg, widmete er mehrere seiner Lieder, so eine ganze Gedichtsammlung „Teutonia“ und dessen Bruder, dem Kardinal Schwarzenberg in Salzburg das lyrische Werk „Aigen“. Den Fürstenkongress in Wien begrüsste unser Dichter mit dem Poem „Der glorreiche Augenblick",das vom berühmten Komponisten Ludw. van Beethoven vertont wurde.
Im Jahre 1815 wurde Salzburg und Tirol wieder österreichisch. Weissenbach feierte das freudige Ereignis in poetischen Worten „Der erste May” und "Andreas Hofers Schatten" und fuhr selbst zur Kaiserhuldigung nach Tirol (1816).
Nach der Aufhebung der Universität Salzburg bekleidete Weissenbach die Stelle eines Oberwundarztes am Johannis Spital dortselbst und war der erste und verdienstvollste Vorstand des neu gegründeten Museums. In letzterer Eigenschaft lud er 1829 seine Mitbürger ein, sich nach dem Beispiele der anderen benachbarten Provinzialstädte „von einer Erbsünde aus der heidnischen Zeit" (er meinte die Neujahrswünsche) durch die christliche Tugend der Mildtätigkeit loszulösen mit einer Neujahrsentschuldigungskarte. Die Anregung fand allgemein Beifall und trug schon im ersten Jahre dem Stadtmagistrat die hübsche Summe von 436 fl. 55 kr. ein. die Silvestergratulationskur entfiel und machte den Entschuldigungskarten zu Gunsten gemeinnütziger Zwecke Platz.
Diesem Beispiele unseres berühmten Mitbürgers will mit dieser ersten Neujahrsentschuldigungskarte auch die Marktgemeinde Telfs folgen und wenigstens einen Teil des Erlösen dazu verwenden, den bisher leider vergessenen und fast unbekanntem Freiheitssänger in seiner Heimat ein würdiges Denkmal zu setzen. Damit ginge auch ein Herzenswunsch des Tiroler Dichters Adolf Pichler in Erfüllung, der einst schrieb: „Man sollte Weissenbach nicht vergessen. Die Büste des Malermeisters Schöpf hat man zu Telfs als Denkmal aufgestellt, der Dichter verdiente wohl die gleiche Ehre. „Österr.-Ung. Revue: XIII.Bd. Heft.1.2.p.10“.
Interessant ist die Beziehung zwischen Schöpf und Weissenbach. Letzterer schreibt darüber:„Schöpfs Vater hatte mich zur Taufe gehalten und mir einmal zum Weihnachtsfeste eine Krippe geschenkt, wozu sein herrlicher Sohn, als er noch bei Meister Knoller in der Lehre war, die Figuren gemalt hatte.“
Weissenbach starb am 26. Oktober 1821 in Salzburg an Zehrfieber und liegt im Friedhofe des Johannesspitales begraben. Sein Grabdenkmal besteht aus einer veissgrauen Marmorpyramide mit den drei Abzeichen des Gelehrten (ein Buch), des Arztes (Äskulapstab) und des Dichters (eine Lyra). Oberhalb steht die Inschrift: Dem Andenken des Wohlgebornen Herrn Aloys Weissenbach, kaiserl. Königl. Rates, Professors der Chirurgie und Oberwundarztes des St.Johannis-Spitals widmet dieses Denkmal seine trauernde Gattin Aloisia Weissenbach geb.von Dornfeld.1868 wurde das schon halbzerfallene Grabmal renoviert.
Weissenbach war ein eifriger, praktischer Arzt, ein tapferer Kriegsmann, ein feuriger Patriot, ein gelehrter Professor und namentlich ein sehr fruchtbarer und schwungvoller deutscher Freiheitssänger, dessen Lieder fast 42 Jahre für das Haus Habsburg, das deutsche Volk und das Vaterland Tirol durch die Gaue Österreichs erklangen.
Einen solchen Mann darf Österreich, darf Tiro1, darf seine Heimat Telfs nicht vergessen: Drum reichen wir uns brüderlich die Hände und setzen wir ein würdiges Denkmal dem deutschen Tiroler Freiheitssänger

Weissenbach-Denkmal   Weissenbach-Denkmal von Prof. Heinrich Tilly

Blütenlese aus den Gedichten des Alois Weissenbach.

Da die einzelnen Gedichte Weissenbachs zu lang und für viele zu schwer sind, folgen hier nur solche Teile einzelner Gedichte, die für sich allein einen Sinn geben, leicht verständlich sind und ob ihrer sprachlichen und inhaltlichen Schönheit Gemeingut der Tirolerjugend zu werden verdienen.

1. Schilderung des Tiroler Volksaufstandes anno 1797 im Gedicht: „Das gerettete Tyrol.“

Herab von ihren Hütten auf den Hügeln -
Ha! stürzen jetzt, sie auf des Windes Flügeln,
Die Stürmenden herunter, Hand in Hand,
Die Stutzen umgeschnallt um ihre Rücken
und Patriotenthränen in den Blicken
Und in der Felsenbrust ihr Vaterland.

Da kommen Tausende und wieder Tausend:
So stürzet,wie des Himmels Donner, brausend
Der Bergstrom durch die Felsenschlucht hinan;
heisst Tannen fort und keimendes Gestrüppe,
Wogt schrecklich schäumend über Sand und Klippe
Und wächst im Thale da zum Oenus (=Inn) an.

Da steht der Stürmer voll von deutschem Muthe!
Die Roblerfeder prangt am grünen Hute,
In seinem Arme zuckt Gigantenkraft, (=Riesenkraft)
So steht er da - so fest, wie seine Berge,
Laut rufend H! was wollen sie, die Zwerge?
Tyroler, nein! würgt man nicht ungestraft!

Dies ist der Ruf von einem ganzen Volke
Jetzt hebt es sich - wie eine schwarze Wolke
Sieht man es jetzt die Berge überziehn;
wie Gottes Racheruf in Ungewittern
Ertönt's: die Feinde schau'n empor und zittern!
Die Königsmörder zittern, ha! und flieh'n.

Sie flieh'n und ihnen nach im Gemsenschritte
Eilt der Tiroler, bis er in der Mitte
Der Feinde steht: Das thut dem Stürmer wohl!
Er ficht, dringt vor und heisst auf Wälschlands Grenzen
Des deutschen Adlers goldnes Banner glänzen -
Triumph! Triumph! gerettet ist Tyrol!

2. Als Kaiser Franz 1816 nach Tirol kam, um die Huldigung des Landes entgegen zu nehmen, lässt Weissenbach in einem Gedichte „Andreas Hofers Schatten“ den Helden so zum Kaiser und zum Volke sprechen:

Vernimm! Der Herr hat seinen Thron gezimmert
Und echt ist,was in Öst'reichs Krone schimmert.
Doch ewiger als dein Gestein,
Tyrol, ist nichts im Kaiserdiademe,
wenn der Sturm es zehnmal nähme,
Es ruht nicht, Kaiser! bis es wieder Dein.

Und ist der Sohn der Alpen hier geboren,
So hat er auch zu Österreich schon geschworen,
Mit jenen Lerchen nur fliegt jener AAr;
hier lernen Herzen reden vor dem Munde.
Und wie sie schworen? Antwort ew'ge Runde!
Ihr Berge! Ist einer, der nicht Zeuge war?

Auch mein Wort gilt! Ich bin dabei gewesen;
Die Weltgeschichte darf und wird es lesen,
was hier der Blutzeuge von Passeier spricht;
Mein Vaterland hat keinen Sohn und Erben,
Der werth nicht wäre meinen Tod zu sterben,
Sein Herz kann brechen, seine Schwüre nicht!

Jetzt heim, o Männer, sollt ihr betend gehen,
Ihr habt euren Kaiser noch gesehen
Und schöne Zeiten ge'hn mit Euch! Lebt wohl!
Ihr werdet frisch erblühen, ich muss modern;
Nichts als das eine hab ich noch zu fordern:
Franz! Eine Schaufel Erde von Tyrol!

3. Zur Erinnerung an die Völkerschlacht bei Leipzig anno 1813 verfasste Weissenbach das herrliche Gedicht „Der heilige Augenblick". Darin schildert er das Dankgebet nach der Schlacht mit den folgenden Versen:

Und auf dem Hügel, im Gesichte
Des grössten Schauspiels in der Welt,
Als Zeuge, wie die Weltgeschichte,
Gerichtstag mit Tyrannen halt,
Seht das gekrönte Kleeblatt oben:
Die Hoheit, Milde. Frömmigkeit,
Das noch die Götter aufgehoben
In der bedrängnisvollen Zeit
Als Weiser nach den schönen Tagen,
Um die sich hier die Völker schlagen.

Und wie sich nun der Sieg, der grosse
entschieden hat, die Feinde flie'hn,
Da sprengt der Feldherrfürst zu Rosse
Vor die gekrönten Häupter hin,
Und dreimal grüsst er mit dem Degen,
Und Thränen glänzen ihm im Blick,
Und jubelnd ruft er: „Heil und Segen!
Mit uns Gott und Recht und Glück!
Der Völkersieg, er ist errungen!
Die Eisensehne abgesprungen! (NB! Eisensegne=Napoleon u. Sein Heer).

Dasteigt sein Kaiser, Franz der Fromme---
O Grösse, die die Bürgschaft ist,
Dass jene (Grösse) nimmer wiederkomme,
Die sich an Leichenhaufen misst!--
Da steigt sein Kaiser ab vom Pferde
Und beugt den Fuss und hebt das Herz,
Legt Hut und Degen auf die Erde,
Hebt Aug' und Hände himmelwärts,
Und Hört! Mit lauter Stimme betet
Er zu dem Gott, der schlägt und rettet!

Und auf den Boden senkt vom Pferde
Sich auch das andere Herrscherpaar;
Zum Dome wird die blutige Erde,
Das Schlachtfeld wird zum Hochaltar!
Zu Priestern werden die Monarchen,
Das Wort, in dem einst Gott der Herr
Herabsank auf die Patriarchen,
Zum Betspruch: Mit dem ist der Herr!
Zum Opfer die gelösten Ketten,
Auf die die Sieger niedertreten.

Das Heer, vom Augenblick entglommen,
Dem grössten aus dem Zeitenmeer,
Vom Wort erfasst, so es vernommen,
Ruft knieend: Mit dem ist der Herr!
Und alle Feuerläufe neigen
Sich abwärts, keine Fahnen weh'n!
Und die metallnen Schlünde schweigen,
Die zügellosen Pferde stehn!
Europa kniet! Nichts darf sich regen,
Als nur das Herz mit seinen Schlägen!

Und lautlos steht die Völkerrunde.
Die Thräne, die vom Auge fällt,
Gibt Zeugnis, dass in dieser Stunde
Der höchste Feldherr Heerschau hält!
Der an dem blutgefüllten Kragen
Den Weltverschlinger (NB! Napoleon) umgedreht
Und von einander ihn geschlagen
Und in den Wind hinausgeweht,
Dass grösser, die nach Schlachten beten,
Als die ins Blut die Völker treten.

4. Weissenbachs Liebe und Sehnsucht nach der Heimat Telfs sehen wir aus den Zeilen im Gedichte: „An mein Vaterland“, gedichtet 1810 in Salzburg:

Eröffnet, Felsen, eure Marmorwände,
Dass ich den Gruss in jene Thäler sende,
Auf denen meine Wiege einst getanzt!
Das Ländlein lasset mich noch einmal schauen,
Wo mir auf Alpenhöhen und auf Auen
Das Rosenbeet der Kindheit war gepflanzt!
Die Felsen möcht ich auseinander weiten
Und meine Arme durch die Schluchten breiten
Um eine Hand voll Erde nur von dort,
Wo ich das Höchste, was die Götter oben
Uns aus dem Sturm der Zeiten aufgehoben,
Als lallend Kind empfing: das deutsche Wort!

5. Spezielle Vorliebe zeigte Weissenbach zu seinem Studienstädlein Innsbruck. Im gleichen Gedichte „An mein Vater1and“ dichtet er:

Die Stadt, die meinem kindlichen Gemüte,
Dem Knabengeist in mir die erste Blüte
Vom Kranze, den die Musen flochten, bot,
Ich will sie fromm und pilgerlich betreten,
Zum Vaterland in ihren Kirchen beten--
Wo fänd es sonst der Deutsche als bei Gott!

6. Über die Maximiliansgruft und die Erzgestalten in der Innsbrucker Hofkirche:

Wer sind sie, die metallnen Gestalten,
Die hier vor Gott im ewigen Cyklus halten
Die fürstliche Zusammenkunft aus Erz!
Ich stehe tief erschüttert und verwundert,
Es greift aus jedem Bildnis ein Jahrhundert
Herüber in das aufgeschmolzne Herz.
was jetzt der Erzkolossen inn'res Wesen,
Das ist es auch den Lebenden gewesen:
Gediegenheit und Klang und Glanz und Kraft.
Doch ach! die neue Zeit hat uns're Grossen
Zu zart dem einen, die zu hohl gegossen,
Und allen Kern hat eine (Napoleon) aufgerafft.
Doch sei das Volk, das brave hoch gelobet,
Das ihr, o Väter, aus dem Gusse hobet,
Es hielt den Kern viel hundert Jahre lang;
Gepräg' und Namen aus den alten Tagen,
Es liess sie nicht wie Töpferton zerschlagen!
Metallisch gab es Gegenstoss und Klang.

Weissenbach-Grabmal 
Grabmal von Dr. Aloys Weissenbach am Friedhof Salzburg

 


Vorstehender Text wurde – wie aus nachstehender Eingabe zu lesen – durch Kooperator Anton Wörndle vorgeschlagen und im Jahre 1914 als Neujahrs-Enthebungskarte der Marktgemeinde Telfs herausgegeben.

Der Durchschlag dieser Eingabe von Kooperator Wörndle an die Marktgemeinde Telfs wurde im März 2016 von Frau Adeline Holzknecht, Telfs, der Gemeindechronik der Marktgemeinde Telfs übergeben.

An den
Löblichen Marktmagistrat TELFS

Kooperator Anton Wörndle erlaubt sich, zugleich mit diesem Begleitschreiben dem Löbl. Marktmagistrat eine Lebensskizze des berühmten Dichters Dr. Alois Weissenbach zu unterbreiten.
Weissenbach ist ein geborner Telfer. Fast ein Jahrhundert ist seit seinem Tode verstrichen und niemand hat sich des berühmten Dichters angenommen.
Ich habe mich aus Interesse für den Mann der Mühe unterzogen, mehrere Tage im Museum Ferdinandeum in Innsbruck nach seinen Schriften zu forschen und habe das Resultat dieser Arbeit in beigeschlossener Biographie niedergelegt.
Weissenbach verdiente es wirklich, dass ihm seine Heimatgemeinde ein Denkmal setzte. Deshalb gestatte ich mir, dem Löbl. Magistrat den Vorschlag zu machen, zu Gunsten eines Weissenbach-Denkmals für 1. Jänner 1914 eine Neujahrsentschuldigungskarte mit Porträt des Dichters, dieser Lebensskizze, einigen Gedichtproben, Kalender und Telfer Geschäftsannoncen heraus zu geben. Ein solches Büchlein käme in 500 Stück gedruckt auf ca. 30 Heller. Wenn die Gemeinde das Stück zu 1 Kr. Verkauft, blieben ihr 370 Kr. Profit. Da aber bessere Herrschaften für eine solche Karte sicher einen höheren Betrag geben, könnte man mit 400 Kr. rechnen. Gewiss interessieren sich auch gebildete Kreise ausserhalb Telfs für den Dichter; diese könnten gleichfalls um einen Beitrag angegangen werden, so dass 500 Exemplare bei einiger Rührigkeit nicht unschwer abgehen dürften. Schon bei Abgang von 130 Exemplaren ist die Gemeinde gedeckt. Da ich mit dem Artikel nur der Gemeinde und dem Dichter dienen will, rechne ich es mir zur Ehre, der Gemeinde diese Skizze gratis zur Verfügung zu stellen, behalte mir aber bis zum Drucke das Autorenrecht vor.

In vorzüglichster Hochachtung zeichnet ergebenst
TELFS, 27. Okt.1913. Koop.
P.S.Wenn der Gemeinde gedient ist, würde ich mit einer Buchhandlung abschliessen und das Resultat Herrn Bürgermeister bekannt machen.

 

Kooperator Wörndle Anton
Kooperator Wörndle ist im 1. Weltkrieg am 05. Jänner 1916 als Feldkurat im Epidemiespital
von Risko am San an Fleckfieber verstorben.
 

 

 © Copyright 2013 - HJG, Telfs/Tirol, Österreich - www.telfer.at - Erstveröffentlichung: 15.06.2000
Panoramabild: Hansjörg Hofer

Letzte Aktualisierung am 22.09.2019